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Er weiß, was er will und überlässt nichts dem Zufall! FMFM-Artist Cihan Bulut: ein superkreativer Salonunternehmer und Friseurtrainer, wie er selbstbewusster und konsequenter nicht sein könnte! Sein Konzept kommuniziert er daher in einem einzigen Satz, der den Nagel auf den Kopf trifft: Alles andere gibt es schon! Muss man sich auch erstmal leisten können, so einen Claim! Kann er aber, der Cihan! Denn mit seinem provokativen Alleinstellungsmerkmal, das u.a. einen Herrenhaarschnitt mit mindestens 75 Euro vorsieht und auf der Damentoilette zur Märchenstunde bittet, befindet sich der 47jährige Vollblutfriseurmeister und Senior Business Coach (IHK) seit Jahren auf Erfolgskurs, ohne sich dabei untreu zu werden. Nein, everybody’s Darling ist er dabei keineswegs. Will er auch gar nicht sein! Und nötig hat er es schon dreimal nicht! Seinen Job sieht er als Business und professionelle Dienstleistung, nicht als Entertainment! Mitarbeiter und Kunden danken es ihm trotzdem mit ihrer Treue! Groß und großartig, sein Fachwissen und seine Kunst, die der erfolgreiche Salonunternehmer gerne an Kolleg*innen weitergibt.
Cihan, der Vollständigkeit halber gleich zu Beginn: Was hat Corona mit dir und deinem Unternehmen in den letzten 2 Jahren gemacht?
Cihan Bulut: Ich war kurz, so für etwa drei Tage, in einer surrealen Watteblase, die sich furchtbar angefühlt hat. Dann habe ich beschlossen, trotz angeordneter Salonschließung, täglich in meine kreative Oase zu fahren, um zu schauen, was das Ganze mit mir macht und was ich aus der Situation entwickeln kann.
Und mit welchen Ergebnissen?
Mit unfassbar produktiven! Ich habe zwei neue online Seminarformate entwickelt, platziert und durchgeführt. Außerdem blieb Zeit für mehr als 30 Instagram Livetalks mit Friseurgrößen wie Anthony Mascolo, Thomas Osborn, Gen Itoh, Piero Gentile, Akos Bodi, Lars Nicholaisen, Frank Brormann u.v.a. Als das Clubhouse-Forum wie ein Pilz aus dem Boden schoss, gründete ich innerhalb des Formats den „Friseur Club Deutschland“. Über viele Monate tauschten wir uns dort in Sachen Pandemiebewältigung und über die allgemeinen Probleme im Friseurhandwerk aus. Aber vor allem habe ich mich selbst motiviert, indem ich mich an Übungsköpfen kreativ ausgetobt habe. Daraus ist dann ein Inspirationsvideo „I am a hairdresser“ entstanden, mit dem Ziel, auch meine Corona gebeutelten Kolleg*innen zu motivieren, ja nicht aufzugeben!
Erdbeerschnitte: Alles andere gibt es schon – und bei dir so?
Lustige Frage! Bei mir ist alles anders. Wenn ich was sehe, das mir gefällt, dann lass‘ mich inspirieren, aber kopiere es nicht, sondern versuche etwas anderes aus der Inspiration zu entwickeln, so dass es zu mir, meinem kreativen Anspruch und zu meinen Werten passt. Klauen ist erlaubt, aber nur, wenn man es auf sich selbst adaptieren kann. Nachmachen, das macht man nicht!
Mit der Erdbeerschnitte befindest du dich auf einem absoluten Highend-Preisniveau – weit über die Grenzen von Ludwigsburg hinaus! Was machst du richtig und andere falsch?
Ich denke nicht, dass andere was falsch machen, das geht mich auch nichts an. Und ich finde nicht, dass ich auf Highend-Niveau arbeite, sondern ganz klar meinem Wert entsprechend.
No shows lässt du dir bezahlen! Wird das ohne Murren und Knurren akzeptiert?
Ja, das stimmt! Natürlich nicht immer ohne, aber meistens. Diejenigen die ihre Schulden nicht bezahlen, bekommen Hausverbot (bis sie bezahlt haben).
Es wird gemunkelt, dass du deinen Mitarbeitern vorschreibst, was sie anziehen sollen, wenn sie deinen Salon nach außen, z. B. bei einem Seminar repräsentieren? Stimmt das?
Ich brauche es ihnen nicht vorzuschreiben, sie kennen meinen Anspruch und machen es aus freien Stücken. Weil sie verstanden haben, dass Kleider Leute machen. Alte Werte sind bei uns ganz großgeschrieben. Außerdem macht es Spaß, gemeinsam unsere innere Haltung nach außen zu zeigen.
Bei so viel Controlling – geht es dann eigentlich auch mal ohne dich?
Aber zu 100%, denn ich vertraue meinem Team und mein Team vertraut mir. Ich bin „jetzt“ völlig entspannt, wenn ich mal nicht da bin. Aber das war nicht immer so. Es ist ein Prozess. Doch es lohnt sich, sich damit zu beschäftigen.
Apropos Seminare, was können Kolleg*innen bei und von dir lernen?
Mein Ziel ist es, die Menschen mit ihren Talenten & Fähigkeiten dazu zu bringen, diese zu erkennen und eine Spezialität daraus zu kreieren, individuell wie ein nach Maß geschneidertes Kleidungsstück. Hier bediene ich mich an unseren berufsspezifischen fachlichen Entwicklungsmöglichkeiten, aber auch an Persönlichkeitsentwicklung und neurowissenschaftlichen Erkenntnissen. Letztere werden längst in der Industrie und Wirtschaft genutzt. Wir sind da mal wieder die letzten, aber das ändert sich ab jetzt! Darum werde ich mich kümmern.
Was macht dir in deinem Business am meisten Spaß?
Meine persönliche Entwicklung und das Weitergeben meiner Erkenntnisse. The Next Level Hairdresser sein zu wollen, genügt nicht. Man muss fleißiger, disziplinierter, pünktlicher und ein bisschen wahnsinniger sein als die anderen.
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